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Way North

Text: Felicitas Stoffel

WAY NORTH – Wer reist, sucht das Glück! Zwei „Soulsurferinnen“, die Berge und das Meer

Es ist kalt. Der Regen bahnt sich in langen Linien seinen Weg aus den dunklen Wolken, die über dem verlassenen Surfspot auf der norwegischen Insel Senja hängen. Außer ein paar finnischen Jungs im Lineup, sind Aline und Lena allein. Umgeben von einer bizarr schönen Szenerie von schneebedeckten Bergen, weißen Feldern und roten Holzhäusern. Blauschwarz das eisige Wasser, das trotz dickem Neo, Kappe und Handschuhen jetzt Schritt für Schritt den Körper hochkriecht. Eine perfekt laufende Linke kündigt sich an, nimmt alle Zweifel und Bedenken mit und lässt die zwei „Soulsurferinnen“ über den Nord Atlantik schweben. Der Moment ist magisch und auch die endlos scheinenden Straßen der letzten 3.000 km vom österreichischen Innsbruck in den Norden Norwegens in diesem Augenblick vergessen. „Wir wussten nicht, was uns erwarten würde, aber Lena und ich haben beide diese unbändige Leidenschaft für Schnee und Wellen und wollten beides in einem Trip in die norwegischen Lofoten miteinander verbinden“, bringt Aline Bock die Pläne der befreundeten Profisportlerinnen auf den Punkt. Nach schweren Verletzungen während ihren Karrieren, harten Wettkämpfen und einer anstrengenden letzten Winter-Saison, war es für beide an der Zeit für ein kleines Abenteuer, den Way North!
Mit den Crew-Mitgliedern Matt McHattie (Fotograf und Filmer), Sebastian Schramm (Videographer) und Nick Pumphrey (Fotograf für Lifestyle- und Wasseraufnahmen) an Board, geht es nach langer Planung und Vorbereitung im März endlich los. Fünf Abenteurer, ein Wohnmobil – vollgestopft mit Surfbrettern, Skiern, Snowboards, Splitboards und Kamera-Equipment – und eine gemeinsame Mission: Skifahren/Snowboarden und Surfen.

Velkommen til Tamok. Das erste Etappenziel nach drei Tagen Fahrt bietet den Jungs und Mädels einen rauen Empfang, als sie im Snow Camp von Aadne und Jarkko ankommen. Die besten Tage der Saison sind wohl gerade vorbei, stattdessen ziehen Schneestürme und dicke Regenwolken über die Region. Der Traum von norwegischem Sunshine-Powder ist vorerst ausgeträumt, doch was bleibt sind die Wellen: „Ob man im Regen, im Nebel oder mit Wolken surft – es gibt tausend Möglichkeiten“, weiß Aline. „Für uns war die Hauptsache, draußen in der Natur zu sein und das zu tun, was wir lieben. Es ging nicht um die höchsten Wellen oder die krassesten Lines – es ging um mehr…“
Der Sturm hat Wellen an die Künste der Insel Senja gebracht. Es regnet noch immer, aber das ist jetzt egal. Sie paddeln, sie gleiten, sie fliegen, sie fallen. Nach einer Stunde Eiswasser-Surfen geht nichts mehr.
Die Batterien sind leer, das Wohnmobil dagegen gut besucht – neben den Crew-Mitgliedern Matt, Sebastian und Nick, wärmen sich auch ein paar Locals bei einer Tasse heißen Tee im mobilen „Strandcafé“ auf. Draußen pfeift der Nordwind, immer mal wieder blitzt kurz die Sonne zwischen den Wolken hervor und taucht die norwegische Landschaft für ein paar Minuten in zarte Farben, bevor Nebel und Regen die Landschaft wieder in konturloses Grau hüllt.
An Skifahren ist auch an Tag Sieben immer noch nicht zu denken – zuviel Schnee ist in den letzen Tagen gefallen, der Untergrund ist unsicher. Für Lena und Aline stehen in den nächsten Tagen noch weitere Surf-Missions und SUP-Ausflüge auf glasklarem Wasser, umgeben von schneebedeckten Bergen und grünen Fjorden auf dem Plan. Abends fallen sie zufrieden in ihre Reisemobil-Kojen – die Landschaft macht glücklich, an „Downdays“ denkt niemand.

Und dann ist endlich Snow-Time! Der Himmel ist blau, die Sonne hat Glitzer auf dem frischen Schnee verteilt. Zusammen mit Matthias Hoernquist geht es zur ersten Ski-bzw. Splitboardtour. Rauf auf beeindruckende Gipfel, inmitten einer atemberaubenden Landschaft mit fantastischen Aussichten. „Man riecht sogar am Berg das Meer!“, schwärmt Lena und in ihren Augen funkeln Eiskristalle.
„Berge und Meer soweit das Auge reicht, perfekte Lines, guter Schnee und steiles Gelände – es war wirklich überwältigend!“
Wer reist, sucht das Glück. Und manchmal muss man sich eben einfach treiben lassen, um es zwischen Landkarten, Raststätten und Regenwolken zu finden. Es ist der zehnte Tag, die Reise geht ihrem Ende entgegen. und wieder zeigt sich die skandinavische Landschaft von ihrer rauen und wilden Seite, als Aline und Lena mit Henrik Jorgensen zu einem spontanen Bootstrip aufbrechen. Dichter Nebel liegt über der Bucht, als die beiden an Board des Zweimasters gehen, der sie von Ballstadt aus an eine der schönsten Buchten der Lofoten bringt. Dort angekommen knirscht der Sand unter den Skistiefeln und Snowboardboots. Nach einem anstrengender Hike über große Felsen und eine sumpfige Heide, geht es mit Tourenski und dem Splitboard weiter Richtung Gipfel. Immer mit dabei der Nebel, der hier und da ein Fenster mit Aussicht auf die umliegende Berge und die weite arktische See öffnet, sie aber noch vor dem Gipfel dazu zwingt, abzufahren und auf das Boot zurückzukehren.
Was bleibt sind magische unvergessliche Momentaufnahmen und das Gefühl einen Traum zu leben!
48 Stunden Rückfahrt liegen nach zwei Wochen vor den fünf Freunden und doch war ihr Abenteuer jeden Kilometer der Reise wert. Ob bei klarem Himmel oder im strömenden Regen, auf dem Berg oder im Wasser – es waren unvergessliche Erlebnisse, von zwei Soulsurferinnen, die ihr Glück WAY NORTH fanden.
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