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SALZWASSER-TRAUM

Ich wache wieder aus dem Halbschlaf auf, als der Zug kreischend erneut an einem anderen Bahnhof zum Stehen kommt. Ich zähle längst nicht mehr die Stunden seit ich im Zug bin. Ist es ein Traum oder habe ich wirklich das Leben, wie ich es kannte, hinter mir gelassen?

Mein Name ist Tapashi Devchoudhury. Ich wurde in Assam, in einer Hindu-Brahmanen Familie in der nordöstlichen Ecke Indiens geboren. Traditionen sind bei uns wichtig. Neben der normalen Erziehung, sind mir Werte, Legenden, Vermächtnisse und Traditionen übergeben worden, die darin bestanden ein Lebens aufzubauen, das meine Familie ehrt. Ich habe die Träume, die meine Eltern für mich hatten zum größten Teil erfüllt. Ich habe einen Masterabschluss in Betriebswirtschaft absolviert und dann einen Managerposten in einem staatlichen Unternehmen angenommen. Ich konnte den Stolz in der Stimme meiner Eltern hören als sie darüber sprachen.

In Wahrheit jedoch hatte ich tagtäglich Mühe zur Arbeit zu gehen weil ich wusste, dass sie mir nicht mehr gefiel. Ich wartete immer auf den Samstagabend wenn ich nach der Arbeit den Zug nehmen konnte. Die Fahrt dauerte 10 Stunden, aber das war es mir wert. Ich musste an einem kleinen Bahnhof im Niemandsland eine Stunde zum Umsteigen warten, aber am Ende konnte ich 2 Stunden surfen. Und dafür war ich gerne bereit, auf eine Nacht Schlaf zu verzichten.

An diesen Sonntagen nahm ich mein Frühstück und Mittagessen mit einer lokalen Fischerfamilie ein. Ramu brachte den Fang des Tages an Land, während seine Frau Lakshmi den Fisch kochte, der nach den Verkäufen übrig war. Ihre 3 Söhne und Melville, ein Einwohner, der für den staatlichen Sportverband arbeitete, gaben mir meine ersten Surfstunden. Ich habe meine ersten Wellen mit ihnen genommen und während ich dort war, die unvergesslichsten Wochenenden verbracht.

Der schwierigste Teil war der, am Sonntagnachmittag den gleichen Weg zurück anzutreten und nicht einzuschlafen, um den Zugwechsel nicht zu verpassen, nur um am Montag für 6 Tage voll fader, langweiliger Arbeit anzukommen. Mein Computerbildschirm zeigte einen Strand mit rollenden Wellenlinien. Jedes Mal wenn ich darauf schaute, traf es mich irgendwo tief im Innersten heftig… und meldete mir, dass irgendwas furchtbar falsch lief. Es konnten unmöglich die unzähligen Stunden meines Lebens sein, die ich damit verbrachte etwas zu erreichen, was mir hohl und seelenlos vorkam, und ich mir wünschte woanders zu sein, ein anderes Leben zu leben. Ich lebte für die 2 Stunden Surfen am Wochenende, und nach eineinhalb Jahren dieser Routine war mir klar, dass ich es satt hatte.

Es war ein gewöhnlicher Samstagnachmittag, als ich eine Nachricht auf dem Schreibtisch meines Chefs hinterließ, bevor ich nach Hause ging und mein ganzes Leben in einen Rucksack packte. Ich ließ meine große 2 –Zimmer-Wohnung mit allem, mit dem ich sie gefüllt hatte, zurück – Fernseher, Waschmaschine, Kühlschrank, Mikrowelle… und alles Mögliche. Und ich bat eine meiner engsten Freundinnen, den Rest der Kleidung an ein Waisenheim für das sie gearbeitet hat, zu spenden.

Diesmal nahm ich den Zug nach Bangalore um mich mit meiner Schwester zu treffen bevor ich nach Mahabalipuram, an die Ostküste Indiens, zog. Der Zug war überbucht, wie das so oft mit indischen Langstreckenzügen der Fall ist. Für meine 30 Stunden lange Fahrt war kein Sitzplatz mehr frei, aber ich konnte den Gedanken zurückzugehen nicht ertragen. Die einzige Möglichkeit die mir blieb war, ein „allgemeines“ Ticket zu kaufen, das die Reise von Punkt „A“ zu Punkt „B“ ermöglicht, aber keinen Sitzplatz garantiert.

Als der Zug einfuhr und ich einstieg, wurde mir klar dass es hunderte andere “allgemeine” Fahrgäste gab. Ich musste wortwörtlich über Menschen steigen, um auf der Suche nach einem Platz zum Sitzen von einem Abteil ins nächste zu kommen. Es gelang mir, diesen kleinen Platz in der Nähe der Toiletten zu finden, aber bald darauf forderte mich einer der Zugbegleiter auf, den Platz frei zu machen. Nachdem ich 15 Stunden mit meinem Rucksack unterwegs war um einen Ort zu finden wo ich meine Beine ausstrecken konnte, wurde mir bewusst, dass ich erst die Hälfte meiner Reise hinter mir hatte, mein Körper fing an steif zu werden und meine Gedanken zombiehaft. Ich fing an meine Entscheidung in Frage zu stellen. Ich hatte nicht viel Geld auf meinem Konto und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich keinen Plan! Ich begann, die enorme Bedeutung der Entscheidung die ich getroffen hatte, zu erfassen. Aber tief in mir fühlte sich meine Seele seltsam befreit und ich wusste, ich würde niemals zurückkehren.

Diese 30-stündige Zugfahrt liegt nun 2 Jahre zurück. Ich habe meine Wahl nicht ein einziges Mal bereut. Ich bin vielmehr glücklich, dass ich die Kraft hatte, den Schritt aus einem komfortablen aber sinnlosen Leben zu wagen. Seitdem hat sich mein Leben auf eine Weise verändert, das ich niemals für möglich gehalten hätte.

Ich habe keinen “respektablen” staatlichen Arbeitsplatz mehr. Meine Haut ist gebräunt (etwas, was die indische Gesellschaft nicht besonders schätzt) und mein Haar ist von der Sonne gebleicht. Aber dafür kann ich jeden Morgen neben Delphinen auf einem Surf- oder SUP Board verbringen! Ich habe die Liebe mit einem Mann gefunden, der meinen Traum, ein einfaches, beseeltes Leben zu führen, teilt. Wir leiten gemeinsam ein SUP, Surf und Yoga Camp in Goa, an der Westküste Indiens. Wir lehren und lernen jeden Tag in dem kleinen Dorf Mandrem, das unser Zuhause geworden ist, jedenfalls seit einem halben Jahr.

Im Augenblick bin ich dabei, die dritte Saison von ‚Waterwalk India’ zu starten. In dieser Saison freue ich mich darauf, so viele örtliche Kinder wie ich finden kann, aufzunehmen, um ihnen freie Schwimm- SUP- und Surfstunden zu geben, und auch Bewusstsein darüber verbreiten, welchen Einfluss unsere Handlungen auf die Umwelt, insbesondere das Meer, haben. Wir haben bereits das Projekt ‚Bebo’ gestartet, durch das mein Mann und ich Peddy, einen heimischen Mann aus Mandrem dabei unterstützen, seine Shaping-Träume zu verfolgen. Es war unmöglich, seine Leidenschaft nicht zu erkennen, nachdem er selbst ein paar Boards gefertigt hat und uns anbot sie auszuprobieren. Daraufhin luden wir einen Freund und Shaper ein uns in Mandrem zu besuchen und Peddy zu coachen. Wir haben für diese Saison auch ein 1-wöchiges Yoga, SUP und Surf Seminar und ein Women’s Camp geplant. Und ausnahmsweise kann ich sagen: ich kann es kaum erwarten die Arbeit aufzunehmen!

Ich bin ein Mädchen aus den Bergen und habe mich ins Meer verliebt. Ich lebe tatsächlich meinen Salzwasser-Traum.

Tapashi Devchoudhury ist Botschafterin der Stand up Paddle Marke Starboard. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Cedric Reynard aus den Schweizer Alpen, leitet Tapashi das Waterwalk India – SUP & Surf Centre in Goa von Oktober bis April. Als Yogalehrerin und von ihren Eltern in traditioneller Philosophie erzogen, bringt sie ihre Erfahrungen in die Gestaltung der SUPrana ein.

 Ihr könnt sie kontaktieren oder weitere Fragen stellen: waterwalkindia@gmail.com oder FB Seite: facebook.com/waterwalkindia

Tapashi Devchoudhury supports

Greg Long hat mir eine Lebenslektion geschenkt.

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