Text: Nicole Kranz für 7sky.life
„ICH HABE ANGST VOR GEISTERN, WENN ES DUNKEL WIRD, ABER ICH WERDE NIEMALS ANGST VOR DEN TALIBAN HABEN“. DAS ETWAS ANDERE GESICHT EINES MÄDCHENS. AUGEN, IN DENEN DIE SEELE IHRE UNBESCHWERTHEIT NOCH NICHT VERLOREN HAT, AUCH WENN SIE VON EINER KUGEL SCHWER GETROFFEN WURDE, WEIL SIE SICH FÜR DAS RECHT AUF SCHULISCHE BILDUNG EINGESETZT HAT.
Malala Youzafzai kennt zwei Paradiese : das nach dem Tod und das Swat-Tal. Es ist ihr Geburtsort – als sie im kristallklaren Wasser des Flusses schwamm dachte sie nicht, dass er einmal vom Teufel erobert würde. Die Taliban setzen sich 2004 dort nieder, angeblich um einen Staat im Staat zu gründen, und predigten Ordnung und Recht. Die Tage vergehen und in einer tauben und drückenden Atmosphäre nimmt das Szenario die Ausmasse eines Horrorfilms an. Die Frauen und Kinder werden zur Zielscheibe für Demütigungen, ein täglicher Akt, auf den die Taliban versessen sind. Frauen dürfen nicht auf den Markt, in die Cafés oder sogar auf die Strasse, die Kinder haben das Recht auf die Abschaffung der Schule. Die Bildung macht den Schwächsten Angst. Das taube Wissen der Gewaltlosigkeit, die Bewohner vom Swat-Tal überleben im Schweigen. Nicht mehr in der Stille bleiben, nicht mehr die Macht des anderen akzeptieren, weil er eine Waffe am Gürtel trägt, Malala hat es gewagt ! Mit ihren 11 Jahren gibt sie den Anstoss zur Debatte und provoziert. Sie fordert das Recht auf Schulbildung. Es ist unzumutbar, keinen Zugang zur Schulbank zu haben, dort wo alle Menschen gleich sind. Sie sitzen in derselben Klasse, und gemeinsam werden sie ihre Zukunft aufbauen. Die Taliban verändern die Religion und erfinden einen neuen Glauben, der nicht mit Gott verbunden ist. Die Ignoranz schreibt Gewalt vor und die Grausamkeit löscht die Gefühle aus, Stift und Papier sind verbannt, was bleibt ist nur die Unterwürfigkeit. Das Volk leidet, Malala führt ihren Kampf fort und zögert nicht, in den Medien auf sich aufmerksam zu machen. Es ist erreicht, die Botschaft ist verbreitet ! Die ganze Welt muss die Wahrheit über die Vorgänge kennen, die sich täglich in Swat in Pakistan ereignen ! Dieses blutjunge Mädchen, dessen Vater sich im Sozialbereich und für die Frauenrechte einsetzt, kann nachts nicht schlafen, aus Angst, dass man über das Familienoberhaupt herfallen würde. Sie hätte nicht gedacht, dass die Taliban sich an den Nachkommen vergreifen könnten. „Wenn Sie mich angreifen, werde ich Ihnen sagen, dass Schuldbildung unumgänglich ist und danach sollen sie mit mir machen, was sie wollen“. Ein Kopfschuss – weit in England wurden ihre Wunden geheilt, immer begleitet von den Gedanken an die Ihren. Mit 16 Jahren ist sie die jüngste Person, die für den Friedensnobelpries nominiert wird, ihr Buch „Ich bin Malala“ spricht für die bedeutende Rolle der Schulbildung. An der Universität von Washington wurde ein massgeschneiderter Kursus gegründet, und ihre Stiftung „Malala Foundation“ ist das Spiegelbild einer ganz besonderen Frau ! Malala ist mit ihrer Bescheidenheit, die sonst nur den Weisen zugeschrieben wird, das Symbol für die Menschlichkeit. Dessen sollten wir uns bewusst werden…
