Es ist eine schwierige Aufgabe, dieses Erlebnis mit euch zu teilen, da es sich auch um einen Menschen handelt, den im deutschsprachigen Raum sicher noch viele kennen. Ich denke der zeitliche Abstand erlaubt es jedoch, folgende Zeilen zu veröffentlichen:
Er lebte bei Zürich und hatte über Jahrzehnte hinweg Motoröle und Schmierstoffe auf rein pflanzlicher Basis entwickelt. Die Expertisen waren hervorragend, die Ergebnisse in der Praxis ebenso. Durch ein im Internet veröffentlichtes Interview erfuhr ich über Jean und die Produkte und beschloß, mir etwas schicken zu lassen. Zu der damaligen Zeit fuhr ich regelmäßig nach Frankreich in den Urlaub und so geschah es, daß wir uns zur Übergabe an einer Tankstelle trafen. Wir lernten uns immer besser kennen und so durfte ich Jean in seinem Haus besuchen.
Damals nahm ich einen speziell angefertigten Motorölzusatz mit. Der wirkte wunderbar und ich wollte Jean für die hervorragende Qualität danken. Auch nach mehrmaligen Versuchen ihn anzurufen hatte ich kein Glück. Viel später antwortete seine Frau und teilte mir mit, daß Jean verstorben war. Ich war schockiert. Seine Visitenkarte lag vor mir neben der Tastatur. Mir gingen unsere Treffen und Gespräche durch den Kopf. Ich konnte es nicht glauben.
Die Wochen vergingen und ich brachte es nicht zustande, die Visitenkarte ins Altpapier zu geben.
Dann, eines Morgens, noch schlafend, hörte ich ein Knacksen im linken Ohr, hintereinander tak-tak-tak- wie vor langer Zeit, als wir mit den analogen Telefonen in die USA telefoniert hatten. Es war genau so, wie sich die Verbindung nach Übersee aufgebaut hatte, kurz vor dem Klingeln mit etwas Hintergrundrauschen. Plötzlich, ohne Klingelzeichen vernahm ich: „ Hallo? I bin nümr hier…“
Das war Jeans Stimme! Ehe ich antworten konnte wachte ich erschrocken auf.
Jean hatte mit mir Kontakt aufgenommen und mich so gebeten – und es mir ermöglicht – ihn loszulassen. Ich konnte die Visitenkarte zum Altpapier geben und den Eintrag im Computer entfernen.
Dieses Erlebnis erlaubte mir im Nachgang eine Menge an Erkenntnissen zu gewinnen. Diese behalte ich jedoch für mich. Ich überlasse es den Lesern, die Zwischentöne einzufangen.
Jean, danke für dein Lebenswerk