Dion Leonard nahm im Juni am Gobi March teil, einem 250-Kilometer-Marathon durch die zentralasiatische Wüste. Dabei machte er eine Zufallsbekanntschaft, die sein Leben ziemlich prägen sollte: Eine kleine Strassenhündin begleitete ihn über Tage bei dem anstregenden Rennen (20 Minuten berichtete). «Sie hat einige sehr gute Läufer hinter sich gelassen», sagte Leonard damals über seinen tierischen Laufpartner, «sie haben definitiv ein grosses Herz für so einen kleinen Hund.»
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Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. Leonard gab der Hündin den Namen Gobi und beschloss, sie nach Schottland mitzunehmen, wo der gebürtige Australier wohnt. Die Geschichte des süssen Paares hatte da schon für Schlagzeilen gesorgt, so dass es für Leonard ein Leichtes war, Geld für die medizinischen Check-ups und die 120-tägige Quarantäne via Crowdfunding zu sammeln. «Alle – von den Teilnehmern über die freiwilligen Helfer bis hin zu den Organisatoren des Rennens – verliebten sich in den kleinen Streuner», so Leonard auf seiner Crowdfunding-Seite.
Verloren in der Millionenstadt
Alles schien nach Plan zu laufen: Gobi sollte bis zum Eintritt in die Quarantäne in Ürümqi, der Hauptstadt des uigurischen autonomen Gebietes Xinjiang, bei einem Freund Leonards bleiben und dann zu Weihnachten nach Schottland fliegen. In diesem Glauben kehrte er heim.
Dann kam alles anders. Gobi entwischte Mitte August durch eine offene Tür und wurde nicht mehr gefunden. «Als ich diese Nachricht erhielt, war das einer meiner schwärzesten Tage», sagt Leonard in britischen Medien. «Ich fuhr nach China, um während einer Woche selbst nach Gobi zu suchen. Hoffnung, sie in der Millionenstadt zu finden, hatte ich kaum. Aber ich wollte es wenigstens versucht haben.»
Falsche Hoffnung
Leonard setzte erneut auf die Breitenwirkung der Medien: Er startete Aufrufe im Internet, in Zeitungen und im lokalen TV, hing überall in der Stadt Plakate auf, sprach zusammen mit Dutzenden freiwilligen Helfern Taxifahrer, Strassenfeger und Essstandbesitzer an, ob die den kleinen Hund gesehen hätten.
Fast 12’000 Franken, zusammengekommen durch Crowdfunding, gab er für die Suche nach der Hündin aus.
«Vielleicht rieche ich ansprechend für sie»
Wieso der kleine Hund einen solchen Narren an ihm gefressen hat, weiss der Australier nicht. «Vielleicht rieche ich einfach ansprechend für sie», sagt er. «Auf jeden Fall erkannte sie mich sofort wieder. Wir waren uns sofort wieder nah, es war genau wie beim Marathon.»
Leonard ist bereits wieder in Schottland. Ohne Gobi, die um die Quarantäne in Peking nicht herumkommt. Doch Leonard hat vor, sie ein oder zweimal zu besuchen, damit sie nicht auf dumme Ideen kommt. Mehr denn je will er mit ihr in Schottland Weihnachten feiern.