Als Charlotte die tragische Geschichte von ihrer Tochter erzählt, kann die Dolmetscherin auf einmal nicht mehr weitersprechen. Sie wird so von ihren Gefühlen übermannt, dass sie in Tränen ausbricht.
Charlotte und ihre 6-jährige Tochter Elina stehen versteckt im Gebüsch und beobachten die Warteschlange. Ein Ärzteteam von Mercy Ships ist schon früh ins kleine Spital gekommen und hat viele Menschen angelockt. Angst, und vielleicht auch Scham, halten Charlotte und Elina davon ab, sich unter die Menge zu mischen.
Aber sie werden von Ria, einer ehrenamtlichen Pflegefachfrau von Mercy Ships, bemerkt und verlassen bereitwillig ihr Versteck. Ria nimmt sie in Empfang und ermuntert sie zu erzählen, wie es zu den schweren Verbrennungen an Elinas Oberkörper gekommen ist. Die Neugier weicht beim Zuhören bald einem tiefen Mitgefühl, und bald kann die Dolmetscherin nicht mehr weiterreden!
Fünf Monate früher war Elina für ein paar Tage bei ihrer Tante. Aus ungeklärten Gründen kam es zum Streit zwischen der Tante und einer anderen Frau. In einem Anfall von Wahnsinn, und vielleicht auch Rachlust, stiess diese die kleine Elina in ein Feuer und drückte sie dazu noch fest in die Flammen! Die Frau wurde umgehend verhaftet. Aber der Schaden war angerichtet. Elina erlitt Verbrennungen dritten Grades.
Elina kommt ins „Spital“ und wird dort mehr schlecht als recht versorgt. Um die Behandlung bezahlen zu können, verkauft Charlotte ein Feld und einen Teil ihres Besitzes. Doch nach vier Wochen ist das Geld aufgebraucht und die beiden werden aufgefordert, das Spital zu verlassen.
Was Elina gebraucht hätte, wäre von Anfang an eine auf Verbrennungen spezialisierte Pflege gewesen. Nun ist ihre Haut an mehreren Stellen zusammengewachsen, so dass sie den rechten Arm nicht mehr bewegen kann und der Kopf nach hinten gezogen wird. Ausserdem ist ihr Körper übersät mit unzähligen Wunden, von denen einige noch offen und entzündet sind. Ihr Anblick ist nur schwer auszuhalten, und der Blick des kleinen Mädchens lässt nur erahnen, was sie durchgemacht hat.
Der Aufenthalt an Bord wird lang werden. Sehr lang. Der erste Schritt zur Heilung besteht darin, dass die offenen Wunden behandelt werden. Dazu müssen immer wieder die Verbände gewechselt werden. Am Anfang reagiert Elina nur sehr zögernd auf jede Art von Berührung. Ria nimmt viel Zeit mit Elina, und versucht, mit ihr Freundin zu werden. Und nach viel gutem Zureden lässt Elina sich endlich behandeln.
Vier Monate später strahlt sie über das ganze Gesicht und freut sich wieder am Leben. Jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen, um die Hauttransplantationen vorzunehmen, die ihren Körper wieder aus seinem Gefängnis befreien, und dann folgt die Physiotherapie. Doch schliesslich kann Elina Kopf und Arm wieder normal bewegen!
Auch die innere Heilung ist auf gutem Weg. Und was für eine Freude zu sehen, wie sie ihre neue Freundin Faharoa umarmt, die sie an Bord kennengelernt hat! Mit Ria hat sie auch ganz viel Spass: zusammen spielen sie, lachen sie und träumen zusammen von der Zukunft.
Wünschen wir Elina dass die Narben sie mehr an die frohen Momente an Bord des grossen weissen Schiffes erinnern als an den schrecklichen Tag, der ihr junges Leben so durcheinander gebracht hat! Eins ist sicher: Ria wird dieses kleine Mädchen nie vergessen, das sich im Gebüsch versteckte, und dessen Leben durch Mercy Ships verändert wurde!