Ziegen, Esel und Rinder weiden für die Biodiversität.
87 Ziegen, 26 Esel und 35 Rinder haben zusammen mit Landwirten, Schülerinnen und Schülern, Freiwilligen sowie Zivildienstleistenden rund 80 Fussballfelder Trockenwiesen und -weiden wieder zum Blühen gebracht. Das ist kurzgefasst nach zehn Jahren die erfolgreiche Zwischenbilanz des Pro Natura Beweidungsprojekts «Allegra Geissenpeter» im Wallis und in Graubünden. Mancherorts kommen bis zu einem Drittel mehr Pflanzen- und doppelt so viele Tierarten vor als zu Projektstart. Pro Natura macht weiter mit dem erfolgreichen Projekt «Allegra Geissenpeter» und publiziert für Fachleute einen Leitfaden mit den Erfolgsfaktoren.
Trockenwiesen und -weiden sind besonders artenreiche Biotope und landwirtschaftliche Kulturzeugen. In den vergangenen 100 Jahren sind rund 95 Prozent dieser ökologisch besonders wertvollen Lebensräume verschwunden – mit ihnen zahlreiche seltene Pflanzen, Schmetterlinge und Heuschrecken. Vor allem im Berggebiet verbuschten Wiesen und Weiden, weil sich die Nutzung durch regelmässiges Mähen und Beweiden nicht mehr rechnete.
Es rentiert wieder.
Mit dem Projekt «Allegra Geissenpeter» gibt Pro Natura seit zehn Jahren Gegensteuer – zusammen mit Bäuerinnen und Bauern. An drei Orten der Schweiz: In Chalais im Wallis, im Churer Rheintal und im Bergell oberhalb von Soglio hat Pro Natura seit 2006 zugewachsene Wiesen und Weiden entbuscht und wieder nutzbar gemacht für die Beweidung mit Eseln, Ziegen oder Rindern.
Die Resultate sind vielversprechend: Mehr als 80 Fussballfelder Trockenwiesen und –weiden sind wieder nutzbar, respektive aufgewertet. Die Landwirte beziehen heute für wiedergewonnene Nutzfläche Direktzahlungen und Naturschutzbeiträge. Mit den Nutztieren generieren sie teilweise zusätzliches Einkommen. Auch die Natur gewinnt: Die Anzahl der trockenheits- und wärmeliebenden Pflanzen- und Tierarten hat zugenommen, zum Beispiel die Zahl der blau- sowie rotflügligen Ödlandschrecken. Die Zahl der Schmetterlinge hat sich auf einzelnen Flächen sogar mehr als verdoppelt.
Politik muss mitziehen.
Den reichhaltigen Erfahrungsschatz aus zehn Jahren «Allegra Geissenpeter» gibt Pro Natura in Form eines Leitfadens an interessierte Fachleute weiter (siehe Link am Ende des Textes). Aber auch Pro Natura leistet weiterhin einen Beitrag: Die Naturschutzorganisation wird «Allegra Geissenpeter» weiterführen und neue Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung und die Artenvielfalt gewinnen.
Um die Farben- und Formenpracht der Bergwiesen und -weiden langfristig zu erhalten, braucht es aber mehr. Gefordert ist die Politik: Es braucht dringend stärkere Anreize, damit diese ökologisch, landschaftlich und touristisch wertvollen Bergwiesen langfristig erhalten bleiben.