Aus dem was ich aus meiner Aussenwelt, in der ich lebe, wahrnehme, gelten sensible Menschen eher als schwach, die Mühe haben sich in ihrer Aussenwelt durchzusetzen. Man könnte es mit einem Gesetz aus der Tier- oder Pflanzenwelt vergleichen, dass die Starken überleben und die Schwachen zugrunde gehen. Entscheiden ist meiner Meinung nach aber nicht die Stärke, sondern der Wert den jedes Wesen in der Tier-, Pflanzen- oder Menschenwelt zum Grossen/Ganzen beiträgt.
Ein sensibler Mensch neigt dazu, den Prozess der Erfahrung-auf-Gefühlsebene immer wieder aufs Neue zu erleben und nimmt sich dabei immer wieder die Zeit und die Energie, um die Erfahrungen aus der Aussenwelt auf seiner eigenen Gefühlsebene zu durchleben, um daraus Schlüsse zu ziehen. Dabei kann eine Diskreptanz zwischen dem eigenen Empfinden und der Information aus der Aussenwelt entstehen, worauf wiederum der eigene Organismus mit Symptomen reagieren kann, die sehr unangenehm ausfallen.
Vereinfacht ausgedrückt, ein sensibler Mensch durchlebt Schmerz und Liebe immer wieder aufs Neue, ohne zu wissen.
Es scheint mir, dass es ein Abwehrmechanismus unseres menschlichen Wesens ist, dass wir die Stärke unserer Sensibilität unterordnen. Somit werten wir das Wissen über die Menge einer bestimmten Erfahrung höher, was es uns wiederum verunmöglicht, diese Erfahrung – wie z.B. Schmerz & Liebe – erneut zu empfinden, womit wir uns deren Qualität berauben.
Hier möchte ich ein Zitat von Blaise Pascal (franz. Philosoph, Mathematiker, Literat und Physiker; 1623 – 1662) anfügen:
„Die ständige Flucht vor uns selbst ist so eine brutale Realität, dass wir Menschen es vermeiden, darüber nachzudenken“
Ich schreibe Qualität, weil jede Erfahrung ihren ganz eigenen Wert mit sich bringt und es mir dadurch erlaubt, an jeder Erfahrung zu wachsen.
So kann die Erfahrung von Schmerz beispielsweise Liebe generieren, aber auch die Erfahrung aus Liebe, Schmerz generieren.
Entscheidend ist, sich Erfahrungen nicht zu berauben, um deren Qualität zu erleben und dabei frei entscheiden zu können. Denn Wahrheit kommt immer von innen und nicht von aussen.
Sensibilität würde ich somit nicht als Schwäche bezeichnen, sondern eher als der Wille, meine Innen- und meine Aussenwelt immer wieder aufs Neue zu erleben. Somit verbinde ich mein geistliches und mein physisches Ich.
LOVE