Wir durften Barbara Steudler und die NiceFuture Bewegung erst vor kurzem wirklich kennenlernen. Und wir können euch sagen, diese Frau und ihr Team sind BEYOND, was sie alles auf die Beine stellen… Das untenstehende Interview machten wir 2 Wochen VOR dem grossen Hilferuf für das Surui Volk im Amazonas, den sie mit NiceFuture ins Leben gerufen hat. Seit dann, vor 1,5 Monaten, hat sich die Kraft von NiceFuture um vieles vervielfacht, und Barbara und ihr Team fangen jetzt erst an, den Impakt zu spüren, den sie auf die Menschen haben.
Seit wann gibt es Nice Future?
NiceFuture ist ein 2002 gegründeter Verband der im März 2003 mit einem Webmagazin sein erstes Projekt lancierte.
Welches war der Auslöser für den Start von diesem wunderbaren Projekt?
In den Jahren 2000 durchlebte ich schrittweise eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit mir selbst was meine Lebensweise, unsere Lebensweise, in Bezug auf unseren Planeten angeht. Mir wurde bewusst, dass Diese so in der Kontinuität ihrer Bewegung nicht fortgeführt werden kann, sowohl auf Ressourcenebene, als auch im Hinblick der menschlichen Auswirkungen auf die Umwelt. Doch gleichzeitig war und bin ich weiterhin fest von unserer kollektiven Fähigkeit überzeugt, nachhaltige Lösungen für diese diversen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Problematiken zu finden, die unsere westliche Lebensweise verursacht.
Aber mehr als das, mein Anliegen, und das von NiceFuture, birgt ebenso die Idee, sich zu vereinigen um Grenzen zu überschreiten indem wir im Dienst von dem stehen, was im Menschen und im Leben erhoben und schön ist, indem wir die viel zu oft vernachlässigten Werte wie die der Integrativität, Gemeinsamkeit, Freude, Zuhören, Güte, Großzügigkeit, Schönheit und Humor in den Mittelpunkt unserer Intention stellen. Dadurch sollte es jedem möglich werden, durch seine Entscheidungen, seine Handlungen und das Bewusstsein das uns beseelt, seiner Verbindung und einer neuen Beziehung zur Materie und dem Lebendigen, Künstler seines eigenen Lebens zu werden, indem jeder dazu ermutigt wird, aus seinem Leben ein Meisterwerk zu machen und zur Erschaffung einer neuen Welt beizutragen. Damals dachte ich, das wäre einfach.
Auf welche Aktionen bist du seitdem besonders stolz?
Ich glaube dass wir in jedem Augenblick der Geschichte von Nicefuture und für jedes unserer Projekte das Beste von uns selbst gegeben haben, den Möglichkeiten und Kräften, die wir in uns tragen. Darauf bin ich stolz, sowie auf jeden einzelnen, der Teil dieses wunderbaren Abenteuers, dieses gemeinschaftlichen Engagements ist. Jedes unserer Vorhaben war ein echter Challenge mit dem wir zu Beginn oft Neuland betraten, weil wir gar nichts darüber wussten. Vor 12 Jahren war die Gründung des Festivals de la Terre ein unglaubliches menschliches Abenteuer. Den G21 zu entwickeln – ein Event, das die Wirtschaftswelt mit der akademischen Welt, der staatlichen Seite, den Akteuren der Transition und den „Weisen“ unserer Zeit miteinander verbindet, stellte eine spannende Herausforderung dar. Ebenso war unser Einsatz für ethisch bewusste Mode über die ‚Slow Design Fashion Days’, um Sachliches mit Optischem, Bewusstsein mit Material zu verknüpfen, ein vollkommen neuer und innovativer Ansatz. Jedes Mal nährten uns unsere gegenseitige Verbindung, sowie der Glaube an die Bedeutung und Richtigkeit der Projekte und ermöglichten es uns, Berge zu versetzen.
Welche sind eure Werte?
Die Werte, die wir versuchen bestmöglich zu verkörpern und die uns leiten sind, glaube ich, vor allem die Liebe zum Leben und zu der Erde, aber auch Authentizität, Dialog, Offenheit, neugierige Entdeckung, Kreativität, Ideale, Großzügigkeit, Freude, das Teilen und manchmal noch grundlegender – aber so oft wir möglich – die Liebe im weitestem Sinne.
Was ist eure Mission?
Tiefgreifende Veränderungen für eine bessere Nachhaltigkeit zu initiieren und zu begleiten: mittels Information an die breite Öffentlichkeit, Vernetzung der relevanten Wirtschaftsleader, Akademiker, Politiker und assoziativen Beteiligten, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln und konkrete Projekte zu verwirklichen.
Unsere Mission in Stichpunkten:
– Vorreiter auf den Gebieten der Nachhaltigkeit und des ökologischen Wandels zu sein,
– die Förderung von Verbindungen, Austausch von Ideen, gemeinsamen Visionen und nachhaltigen Initiativen zwischen Entscheidungsträgern, Wissenschaftlern, Unternehmern, NGO’s und Hochschulen. Wir werden in dieser Arbeit von vielfältigen Denkansätzen und ‘Wahrheits-‘ Forschern unterstützt, um auch unsere Entwicklung gemeinsamer Ziele zu fördern,
– Einbindung aller Akteure (Zivilgesellschaft, zuständige staatliche Behörden, Vertreter aus Wirtschafts- und Hochschulkreisen) bezüglich der Projekte, die den ökologischen Übergang sichern.
– die aktuellen und visionärsten Projekte auf globaler Ebene in den Vordergrund zu rücken und vorzustellen – im Hinblick auf eine Duplizierung auf Schweizer Territorium,
– wünschenswerte langfristige Visionen für eine nachhaltige Gesellschaft entwickeln, die sanft für die Erde sind und die persönliche Entfaltung jedes Einzelnen fördern.
Welche sind NiceFuture’s Perspektiven für die Zukunft?
Vor ein paar Jahren haben wir 6 Monate lang an einer gemeinsamen partizipativen Vision gearbeitet, um sich vorzustellen wie die Welt „von morgen“ aussehen könnte. Die Arbeit gipfelte in einem sehr vollständigen Text der auf unserer Webseite einsehbar ist: Das Manifest der Erde (‚Le manifeste de la terre’)
Worauf bist du ganz besonders stolz?
Ich bin nicht besonders stolz. Eher bin ich sehr glücklich und dankbar dafür, diese wunderbaren Abenteuer und dieses leidenschaftliche Leben bis heute gelebt haben zu dürfen.
Wann wird die Deutschschweiz einbezogen?
Auf Wunsch eines unserer Sponsor-Partner haben wir vor einigen Jahren ein Projekt in der deutschen Schweiz verwirklicht. Das war nicht einfach. Ohne eine konkrete Präsenz und einem Team das sich aus Deutschschweizern zusammensetzt ist es wirklich schwierig, die menschlichen Verbindungen der Tiefe und Qualität wie wir sie verteidigen, zu erreichen. Aber ich glaube an Zufälle und günstige Umstände. Wenn der Moment gekommen ist, wird es von selbst stattfinden.
Was war deine letzte tiefe Offenbarung?
2015 wird für alle, die sich seit Jahren für die unumgängliche Zusammenarbeit zwischen allen Staaten engagieren, um die ehrgeizigen Ziele bezüglich der CO2 Ausstöße zu erreichen die zur Stabilisierung eines Klimas, das sich immer schneller aufheizt, notwendig sind, ein außergewöhnlich gutes Jahr bleiben. Jedoch erscheint mir mit dem Klimaabkommen von Paris, welches gezeigt hat, dass der richtige Weg vor allem über eine fundamentale Entwicklung unserer Beziehung zur Natur führt, eine Infragestellung unserer Gewissheiten angebracht.
Dieses Frühjahr hatten wir das große Glück, mit NiceFuture bei dem Volk der Paiter Surui eingeladen zu werden, die im Amazonasgebiet wohnen; ein indigenes Volk, das seinen ersten Kontakt mit unserer Zivilisation erst vor 45 Jahren hergestellt hat. Wir durften gemeinsam mit ihnen auf ihrem 250.000 Hektar großen Territorium des noch zu mehr als 95% erhaltenen tropischen Regenwaldes leben. Damit begann für NiceFuture mit Hilfe des Verbands Aquaverde, das das Volk Surui seit mehr als 10 Jahren in ihren Anstrengungen ihr Territorium zu schützen und wiederaufzuforsten unterstützt, ein wahrhaftiges Abenteuer.
Die Austausche, die man wirklich für die verschiedenen Personen die dieser Einladung gefolgt sind als initiierend bezeichnen kann, sind neuartige und mitreißende Pisten, um sich der Zukunft zuzuwenden. 2 Wochen beim Volk der Surui erscheinen kurz, aber es war zugleich ausreichend um zu verstehen, dass dieses indigene Volk die so stark angestrebte Harmonie zwischen sich selbst und der Natur erreicht hat. Der Ausdruck ‚Transzendenz’, im Sinne ein Problem durch dessen Einbeziehung zu überwinden, ist das, was am besten den Weg den uns das Surui Volk in Bezug auf unsere kollektiv problematische Beziehung mit der Natur weist, beschreibt; es betont, wie ihr Wissen und ihre Weisheit es uns ermöglichen können, tatsächlich unsere Beziehung zum Lebendigen zu transzendieren.
Der Aufenthalt bei ihnen hat mir bewusst gemacht, wie sehr der westliche, sesshafte, „zivilisierte“, verstädterte Mensch alle oder einen Teil der Verbindungen die ihn mit der Natur verknüpfen, von der er aber trotzdem Teil ist, verloren hat – und sich dadurch selbst von seiner eigenen Natur abschneidet…
Ihr charismatischer Chef Almir hat uns die Ehre gemacht, an verschiedenen unserer Arbeitsgruppen, die wir mit Experten des ökologischen Wandels in der Schweiz leiten, teilzunehmen. Er hat wesentlich dazu beigetragen, unserem gesamten Netz von Forschern, Unternehmern und Politikern, die Bedeutung der untrennbaren Verbindung zwischen einem Leben in Harmonie mit sich selbst, den Anderen und der Natur vor Augen zu führen. Diese Einheit impliziert für uns, die Westlichen, dass unser Streben nach Harmonie mit uns selbst und den Anderen ohne Neubesinnung unserer Verbindung mit dem Lebenden, da unvollständig, zum Scheitern verurteilt ist.
Welches Projekt liegt Dir ganz besonders am Herzen und warum?
Die größte Aufgabe vor der wir heute vermutlich stehen liegt darin zu lernen, unsere Universalität grundsätzlich zu erkennen, das heißt, unsere Polaritäten, unsere starren Glaubensrichtungen, unsere Individualität und unsere Spaltungen zu überwinden. Niemand auf der Welt verfügt über die absolute Wahrheit. Unser Blick wird durch so viele persönliche Einstellungen gefärbt. Wie können wir uns gegenseitig bereichern, eine gemeinsame Wirklichkeit erschaffen die über unsere einzelnen Horizonte hinausreicht, uns gegenseitig in die Augen schauen, verstehen, dass jeder nur über einen Teil der Wahrheit verfügt, und sich gemeinsam zum Ziel setzen unsere Visionen, unsere Weisheiten miteinander zu verbinden.
Es erscheint mir derzeit wesentlich diesen Ansatz vorzuschlagen, und wir möchten in diesem Sinne im September nächstes Jahr einen großen Event co-organisieren. Der rote Faden dieses Events besteht darin, die unterschiedlichen Weisheiten und Traditionen der Welt einzuladen, und sie in Kontakt mit den Akteuren des Wandels zu bringen, aber auch den Pionieren und Gemeinschaften die in den Arbeitsbereichen der „regenerativen oder symbiotischen Wirtschaft“, Physik, Biologie, inklusiven Bildung, Agrarökologie, Energie, und Öko-Spiritualität tätig sind. Ziel ist auch, die Hochschulen der Westschweiz und die jungen Generationen in den Kreislauf einzubeziehen.
Welche ist deine Botschaft an alle?
Ich glaube wir sind in unserer Zivilisation auf der Suche nach Weisheit und Kenntnis sehr weit gegangen. Vielleicht haben wir uns in den Labyrinthen der Konzepte und Dogmen verirrt. Vielleicht haben wir dort auch unsere Fähigkeit einfach glücklich zu sein, mit der Natur und mit uns selbst im Einklang und glücklich zu leben, verloren. Doch es ist so einfach diese wesentliche Verbindung zum Glück wiederzufinden. Die Natur und unsere Natur sind tief spirituell. Es reicht aus, sich damit wiederzuverbinden, unsere Konzepte, unsere Glaubensmuster die sich im Laufe unseres Lebens entwickelt haben, abzulegen, einfach zu sich selbst zurückzukommen und uns in unserem Herzen Raum zu geben. Von diesem Raum aus ist alles möglich, für uns selbst, aber auch, um die Welt von morgen zu erschaffen.