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Greg Long hat mir eine Lebenslektion geschenkt.

Er war eine meiner bedeutendsten Begegnungen des Jahres 2014, wenn nicht die Wichtigste. Tanz zu schweigen von dem, was danach kam! der Kalifornier Greg Long, Weltchampion im Bigwave Surfen und Stuntsurfer im Film Chasing Mavericks, lieferte mir eine wunderbare Geschichte, die weit über Wellenreiten hinausgeht. Lest selbst bis zum Ende…

Unsere Blicke kreuzten sich zum ersten Mal im Konferenzsaal des Eurosima Surf Summit in Hossegor 2014. Ein dunkelhaariger Mann mit einem tiefen, wunderbaren Blick. Ich hatte nicht den geringsten Schimmer, wer dieser attraktive Kerl war, wusste aber sofort, dass es mit ihm etwas besonders auf sich hatte. Im Laufe des Tages fragten mich mehrere Bekannte, ob ich einen Artikel über Greg Long schreiben würde. Sein Vortrag hatte alle in den Bann geschlagen. Und als ich ihm abends vorgestellt wurde, wusste ich schon bevor wir ins Gespräch kamen, dass ich diesen Mann in einer 7sky-Ausgabe veröffentlicht haben wollte. Wie der Zufall so spielt, war ich es, die ihn einige Tage später um 6 Uhr früh zum Flughafen Biarritz brachte. Begleitet war ich von meinem wunderbaren Freund Joebaby, Delfinflüsterer, der das Flugzeug zur gleichen Zeit hatte wie Greg und sich ebenso darauf freute, Gregs Story zu hören, da wir beide seinen Vortrag verpasst hatten.

Und so begann alles. Schnallt euch an, atmet ein paar Mal tief durch und entdeckt mit uns diesen ausschlaggebenden Moment aus Gregs Leben. Wir schreiben den 21. Dezember 2012. Das Ende des Maja-Kalenders. Ende des Alten, Beginn des Neuen. Klar zum Start? Der Ozean war schon von klein auf Gregs Element. Sein Vater war 35 Jahre lang Rettungsschwimmer und Lehrer und gewöhnte seine Jungs schon früh an den Ozean. Greg fühlt sich schon bald mit dem Element vertraut und machte wie von selbst Fortschritte beim Surfen. Big Wave Surfen wurde zu seiner Leidenschaft und riesige Wellen zu surfen wurden zu seiner kör-perlichen und geistigen Herausforderung. Von Anfang an wollte er ergründen, wie die Angst den Menschen beeinflusst. Inwieweit es möglich war, der Angst aus dem Weg zu gehen, sie zu vermeiden, sie zu überwinden, auf sich einwirken zu lassen, sie zuzulassen. Um seiner Leidenschaft zu frönen, bereiste er die ganze Welt. Cortès Bank ist der Mount Everest des Wellenreitens, einer der gefährlichsten Spots, 100 Meilen vor der kalifornischen Küste entfernt, mitten im Ozean. Eine riesige, sich unendlich brechende Welle. Eine typische „Tow-in-Wave“, ganz ohne Anhaltspunkte. Die perfekte Herausforderung, um an seine Grenzen zu gehen. An jenem 21. Dezember 2012 erwischte er seine dritte Welle.

„Ich kannte das Risiko und mein Sicherheitsteam war dements-prechend groß, größer als je zuvor. Nach zwei gestandenen Wellen rollte dann dieser Brecher auf mich zu, der Anfang vom Ende. Ich hatte die Tiefe und Geschwindigkeit dieser Welle falsch eingeschätzt, erlitt einen Sturz und die Welle schlug mich mit einer Wucht in die Tiefe, wie ich es noch nie erlebt hatte. Mir war klar, dass es nicht gut um mich bestellt war, mit 20 Fuß Wasser und 20 Fuß Gischt über mir, also insgesamt 40 Fuß Wasser! Ich versuchte meinen aufblasbaren Airbag, einen Prototyp, zu aktivieren, aber er funktionierte nicht! Ich versuchte es erneut. Immer noch nicht. Da war ich also, ganz auf mich allein gestellt und sagte mir, dass alles so war wie immer und dass ich gut trainiert war… Ich wusste, dass ich meinen Atem lange anhalten konnte. Ich wusste aber auch, dass die Situation zum Scheitern verurteilt war. Ich versuchte auf-zutauchen, und gerade als ich an die Oberfläche kam, knallte mir eine zweite Welle entgegen und drückte mir die gesamte Luft aus der Lunge. Ich versuchte erneut, Herr der Lage zu werden… Ich verstehe es relativ gut, meinen Körper zu entspannen, um Energie und Sauerstoff zu sparen, war aber körperlich so erschöpft, dass es mir gerade mal gelang, mich total von meinem Körper zu lösen und ich versetzte mich in einen Zustand völliger Entspannung und mentaler Klarheit darüber, wo ich war. In diesem Zustand blieb ich bis zur dritten Welle unter Wasser. Ich hielt meine Leash und kletterte an ihr aufwärts. Auf einmal sah ich Lichtblitze und wusste, dass mich nur noch Sekunden von der Bewusstlosigkeit trennten. Dann kam der Blackout!” Von diesem Augenblick an sah Greg alles, was mit seinem Körper geschah, von oben. Er sah die sechs Jetskis, die nach ihm suchten. „Sie hatten meinen bewusstlosen Körper in der dritten Welle geortet und gesehen, wie die vierte Welle mich überrollte. Erst nach dem fünften Brecher gelang es DK Walsh, mich kopfüber, starr und blau angelaufen, auf seinen Jetski zu hieven. Es heißt, dass, wenn man unter Wasser bewusstlos wird und sich selbst nicht aufgibt, der Körper dank eines natürlichen Mechanismus in der Lage ist, seinen Sauerstoff zurückzubehalten. An Bord gab mein Körper allmählich das verschluckte Wasser von sich. Ich schnappte nach Luft und erwachte, sah alle meine Freunde um mich herum und empfand ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit und Liebe. Nach und nach fügten sich die Bilder zusammen. Ich wusste genau, wo ich war und was geschehen war. Vier Stunden später war im Krankenhaus und zwei Tage danach machte ich meine Weihnachtseinkäufe. Einfach so. Es war geradezu irreal.”

Nach diesem Ereignis hatte sich Greg geschworen, nie wieder Big Wave surfen zu gehen. Doch drei Wochen später stand der Mavericks Surf Contest an und er wurde Dritter. „Es war das Schlimmste, was ich mir antun konnte. Ich verspürte eine nie gekannte Angst. Ich redete mir ein, es ginge mir gut, alles sei ok, wollte nicht, dass die Leute merken, wie viel Überwindung mich das alles kostete. Was würden meine Sponsoren von mir denken? Alle anderen? Man würde mich für einen Schwächling halten, der seine Sinne verloren hat. Ich sehnte mich danach, ehrlich mir gegenüber zu sein, meine wahre Identität zu entdecken und zwar auf einem völlig realistischen Niveau. Ich hatte immer zu meiner Persönlichkeit gestanden, war Greg Long, der Big Wave Surfer! Mir war bewusst, dass dies nicht länger auf mich zutraf, und ich geriet völlig durcheinander. Alle sahen meinen Platz im Wasser und gaben mir gute Ratschläge, bis die Welt über mir zusam-menbrach. Zum regelrechten Wrack heruntergekommen, zog ich mich mehrere Monate aus der Surfindustrie zurück, um Klarheit über mein neues Leben zu schaffen. Erst einige Monate später, nachdem ich wieder bei klaren Sinnen war, begann ich, die wahre Geschichte zu erzählen, das, was sich wirklich zugetragen hatte. Ich wusste, dass es kein Zurück mehr gab, dass ich nach vorne schauen musste, und langsam, Schritt auf Schritt, kehrte mein Selbstvertrauen zurück. Dies liegt jetzt fast zwei Jahre zurück, und der Prozess ist immer noch in Gange. Meine Einstellung hat sich seither verändert. Ein Teil von mir ist so unendlich dankbar, dass dies alles passiert ist. 15 Jahre meines Lebens hindurch drehte sich alles nur um mich, ums Big Wave Surfen, um die Fähigkeit, immer weiter über meine Grenzen hinauszugehen, es mit immer neuen Herausforderungen aufzunehmen. Wegen der großen Risiken musst du stets 100% dabei sein. Zum ersten Mal im Leben hatte ich Zeit für NGO’s, tat etwas anderes als nur Surfen, und es bot sich mir eine neue Welt voller Herausforderungen. Arbeiten, vor Menschen sprechen, Dinge, die ich zuvor nie getan hatte. Mir wurde zunehmend klar, wer ich eigentlich war, was Fami-lie, Freunde, meine Leidenschaften oder Bedürfnisse eigentlich bedeuteten. Mir wurde allmählich bewusst, was wirklich wichtig war im meinem Leben. Und ich begann, ein Gefühl tiefer Dankbar-keit für die einfachen Dinge des alltäglichen Lebens zu verspüren. Entwickelte das befreiende Gespür, genau das zu wählen, was mit guttat. Lieben, einfache Wunder im Leben respektieren und lernen. Der Stuff, aus dem das Leben gemacht ist. Als ich damals in Cortès Bank unterging, habe ich einen Ort der Stille und des Wohlbefindens angetroffen. Nie hätte ich gedacht, dass ein solcher 147sky.lifebeautiful storiesOrt existiert. Heute weiß ich, dass wir jederzeit wählen können, wie wir denken oder reagieren wollen. Niemand zwingt uns, etwas zu sagen oder auf eine bestimmte Art zu handeln. Statt wahllos die Flucht zu ergreifen, wenn uns etwas erschreckt, reicht es, sich zu besinnen und den Augenblick zu genießen. Ich musste lernen, los-zulassen und meine eigene Sicht der Dinge zu entdecken! Und es gelang mir, in meinem Leben Liebe, Dankbarkeit, Wahrheit und tiefes Vertrauen zuzulassen. Und darum geht es in dieser Welt. Ich wurde von wahren Wogen der Bewusstwerdung überflutet, die mir klarmachten, dass wir selbst entscheiden, wie wir den Augenblick deuten und wahrnehmen!“

Wieder daheim, erzählte ich meinem Team diese Story und unsere Sekretärin bemerkte: „Wie symbolisch. Er verlor in der 3. Welle das Bewusstsein und gelangte mit der 5. zurück an die Ober-fläche.“ Von der 3. in die 5. Dimension, vom Materialismus zur Liebe. Was Greg Long am 21. Dezember 2012 zustieß, passte haargenau mit den Prophezeiungen des Maja-Kalenders zusammen! Und dies ist erst der Anfang!

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